7. Oktober 2007

Wegen Reichtums geschlossen

Das Fieber und sonstige grausige Zustände, die man eigentlich gar nicht haben will, haben wieder zugeschlagen. Und weil man sich so wahnsinnig über die Kopfschmerzen freut, die dieses lästige Dröhnen mit sich bringen, kurvt man auch quer durch die Stadt um einen Arzt zu finden, der gerade Lust dazu hat seine Ordinationszeiten auch einzuhalten. Hmm, bei vier Ärzten denkt man sich eigentlich, dass wenigstens drei davon da sind. Pustekuchen! Von dem werten Herrn, der in Urlaub ist, weiß man natürlich, ist immerhin auch der Hausarzt. Von der Vertretung weiß man, seit man vor dessen verschlossener Tür stand, dass er Wochenenddienst hat, und Freitags mal so gar keine Lust dazu hatte sich irgendwie dem Leid seiner Patienten anzunehmen. Also geht man zu dem, der nicht am Arsch der Welt seine Praxis hat, und man erfährt von der Arzthelferin, dass nicht einmal der Gynäkologe an diesem Tag bereit ist etwas zu tun. Man beugt sich nun dem Schicksal, lässt sich sagen, dass der Herr Doktor noch schnell etwas zu erledigen hat, bevor er sich um all die anderen lästigen Kleinigkeiten kümmern kann, die die Patienten angeschleppt haben, die jetzt, noch geduldig im Warteraum hocken. Herr Doktor lässt sich aber außergewöhnlich viel Zeit, denkt man sich, nachdem die ersten zehn Minuten vergangen sind, man ein Klatschblatt bereits durchgeblättert hat und die Arzthelferin ihren Kopf zur Tür heraus gesteckt hat. Wenigstens eine, die sich um das Wohl, all dieser sterbenskranken Menschen, bemüht ist. Denkt man. Man denkt es zumindest so lange, bis man auf die Uhr schaut und merkt dass bereits eine halbe Stunde vergangen ist. Man hat die nächsten zwei Klatschblättchen überflogen und weiß, dass sich Britney Spears die Haare abgescherrt hat und Anna Nicole Smith eine koksende Schlampe war. Um dieses wertvolle Wissen bereichert, riskiert man noch einen Blick auf die Uhr und stellt fest, dass bereits mehr als eine Stunde verstrichen ist, seitdem man fast ins Wartezimmer gestolpert ist. Die Arzthelferin kommt wieder, mit einem merkwürdig mitleidigen Blick, nimmt die E-Cards entgegen, die für unser Gesundheitssystem unentbehrlich geworden sind und verzieht sich wieder in den Sprechstundenraum. Und dann endlich, nach geschlagenen eineinhalb Stunden kommt man dran und tritt in das Sprechstundenzimmer, der sogleich auch den Behandlungsraum darstellen soll. Nachdem man sich flüchtig umgesehen und weitere Daten bekannt gegeben hat, kommt endlich der werte Herr Doktor. Ihm scheint entgangen zu sein, dass seine Praxis schon seit eineinhalb Stunden geöffnet und er bisher noch nicht einmal den kleinen Finger gerührt hat. Er untersucht flüchtig den Patienten vor ihm, geht die Runge um den Schreibtisch um der Arzthelferin die Medikamentenliste zu diktieren. Dann widmet er sich wieder ganz ausführlich seinem Hosenbund. Und während man so dasitzt und sich eine grundlegende Fragen stellt, bemerkt man ein fettes Pelzknäuel mitten auf dem Schreibtisch, und siehe da, das Dinge atmet sogar noch. Ob die Patienten vorher nach einer möglichen Katzenallergie gefragt werden? Wohl kaum. Im Endeffekt muss man dankbar sein, dass wenigstens irgendein Mediziner sich dazu herabgelassen hat einen zu untersuchen um dann nach weniger als fünf Minuten mit einem langen Rezept wieder nach Hause geschickt zu werden. Sommerzeit ist Urlaubszeit und anscheinend ist es für die Medinziner hier, hinter diesem Felsklumpen ein lästiges Übel während dieser heißen Tage, die eigentlich ja nicht einmal heiß sind, ihrem Beruf nachzugehen. Nächstes Mal hängt ein Schild vor der Tür: "Wegen Reichtums geschlossen!"

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Du hast soooooooo recht...

...ich finde deinen schreibstil einfach toll! schreib!!!!!

Anonym hat gesagt…

Danke! endlich jemand der das auch so sieht!!!!